Ich beschloss, den Zuckerkonsum meiner Kinder zu minimieren – das ist passiert

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Ich beschloss, den Zuckerkonsum meiner Kinder einzuschränken

Interessiert man sich ein bisschen für gesunde Ernährung, kommt man am Thema Zuckerkonsum nicht vorbei. Was nicht alles schon über ihn geschrieben wurde, es würde nicht wundern, wäre der weiße Industriezucker schuld am Untergang der westlichen Zivilisation. Für Müdigkeit und Energielosigkeit sei er verantwortlich, Konzentrationsmangel, Depressionen, Magen- und Darmerkrankungen würden durch ihn ausgelöst und sogar zu Demenz würde er führen.

Viele dieser Anschuldigungen haben sich durch verschiedene Studien als wahr herausgestellt. Zu viel Zucker kann dick machen und Übergewicht kann den Anfang einer Reihe schwerwiegender Krankheiten bilden. Typ 2 Diabetes, Krebs, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Demenz werden tatsächlich durch den übermäßigen Genuss der weißen Kristalle ausgelöst.

Natürlich möchte ich, dass meine beiden Kinder gesund sind und es langfristig auch bleiben. Ich setzte mich also mehr mit der Ernährung innerhalb unserer Familie auseinander und nahm mir vor, öfter und gesünder zu kochen. Denn Zucker ist vor allem in Fertignahrung wie Tiefkühlpizza und Ähnlichem enthalten, da er auch als Geschmacksverstärker funktioniert. Ich versuchte meine Kinder beim Kochen mit einzubeziehen, damit sie einen stärkeren Bezug entwickeln zu dem, was sie essen. Bei manchen Dingen wie Pizza ging das sehr gut, anderes, wie Rosenkohl, war einfach nicht schmackhaft zu machen. Softdrinks wurden – begleitet von lautstarken Beschwerden – durch Tee ersetzt.

Wo ist denn überhaupt Zucker drin?

Je länger ich mich mit unserer Ernährung beschäftigte, umso mehr wurde mir bewusst, wie viel Zucker wir eigentlich jeden Tag zu uns nehmen – auch ich selbst. Und dabei meine ich gar nicht den Teelöffel Zucker, den ich mir morgens in den Kaffee tue, sondern Zucker im Joghurt, im Brot, im Saft, er schien überall zu sein!

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Die WHO hat sich durch den immensen Zuckerkonsum und die damit einhergehenden Krankheiten genötigt gesehen, eine Empfehlung zum täglichen Zuckerverzehr auszusprechen, diese liegt für Erwachsene bei mickrigen sechs Teelöffeln Zucker pro Tag, bei Kindern sind es sogar nur die Hälfte. Ganz schön wenig, wenn man bedenkt, dass in einer Dose Limonade allein schon zehn Teelöffel von dem süßen Zeug enthalten sind. Andreas Pfeiffer, Direktor der Abteilung für Endokrinologie, Diabetes und Ernährungsmedizin der Charité Berlin, und Antje Gahl, Pressesprecherin der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE), halten die Umsetzung dieser Verzehrempfehlung für fragwürdig, dafür sei Zucker einfach in zu vielen Lebensmitteln enthalten.

Streng daran halten sollten sich vor allem Menschen, die sich wenig bewegen und solche, die bereits erhöhte Blutzuckerwerte oder eine Insulinresistenz haben. Sich komplett zuckerfrei zu ernähren, also auch Obst wegzulassen, sei dagegen nicht sinnvoll. Das Gehirn braucht eine gewisse Menge an Glukose, um gut arbeiten zu können.

Die unbeliebte Naschregel

Auch wenn es mir leid tat, Nein sagen zu müssen, ich blieb dabei und erklärte meine Beweggründe für die Süßigkeitenminimierung, so weit, wie ich es für sinnvoll hielt. Das war der Punkt, der für meine Kinder am stärksten ins Gewicht fiel. Das ich stärker auf den Zuckergehalt im Brot und anderen Nahrungsmitteln achtete, war für sie unwichtig. Auch das nun häufiger vorkommende gemeinsame Kochen gefiel ihnen eigentlich ganz gut. Nur die neu eingeführte Naschregel löste Proteststürme aus.

Von nun an würde es nur noch einmal am Tag etwas zu naschen geben. Was das war, konnten sie sich selbst aus einer Naschkiste aussuchen. Im Gegenzug bot ich ihnen öfter Obst an, wenn sie etwas Süßes forderten. Ich konnte ihren anfänglichen Groll gut verstehen. Denn Zucker ist nicht nur schön süß, er macht auch glücklich, ein bisschen wenigstens und ist deshalb so beliebt. Auch die Werbung tut ihr Übriges, um uns zu verführen.

Es ist schon absurd, wenn man sich überlegt, dass in Milchschnitten oder anderen Süßigkeiten, fast nichts außer Zucker drin ist und sie dennoch als gesund verkauft werden – der Milch wegen, die darin enthalten ist. Auch die Werbung von Fußballstars für Nutella und Co musste ich meinen Kindern in aufwendiger Erklärarbeit wieder aus dem Kopf treiben.

Süßes nicht als Belohnung nutzen

Auch wenn meine Kinder keine grundlegende Veränderung durch die Zuckerdrosselung erlebt haben, werde ich ihrer Gesundheit zuliebe weiter daran festhalten. Süßigkeiten bleiben weiterhin eine besondere Ausnahme, die es nur einmal am Tag gibt und nicht andauernd.

Auf gar keinen Fall setze ich Süßigkeiten mehr als Belohnung ein, wenn die beiden mit guten Noten aus der Schule heimkommen. Lieber frage ich sie dann, worauf sie Lust haben und ob wir nicht was Tolles unternehmen wollen. Denn die Forschung zeigt: wurde man als Kind darauf konditioniert Süßigkeiten als Belohnung zu erhalten oder als Trostpflaster bei physischen oder emotionalen Schmerzen, greift man auch als Erwachsener zu diesen Mitteln. Dadurch gerät die Zuckerzufuhr noch mehr außer Kontrolle. Belohnen sollte man sich lieber mit Dingen, die einem auch langfristig gut tun. Wirklich zum Süßen greifen sollte man nur, wenn man tatsächlich auch körperliches Verlangen danach verspürt. Und mittlerweile ist die Einmal-Pro-Tag-Naschregel für die beiden sogar zu einer Selbstverständlichkeit geworden.

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