Piercing-Risiken: Was man vor dem Stechen wissen sollte

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Mann bekommt Piercing am Ohrläppchen, Piercer trägt mit Handschuhen antiseptische Lösung auf – hygienische Vorbereitung vor dem Stechen eines Ohrpiercings in einem Piercingstudio.
Das Stechen eines Piercings kann verschiedene Komplikationen nach sich ziehen. ©Guys Who Shoot - stock.adobe.com

Ein Piercing ist für viele Menschen ein Ausdruck von Individualität, Ästhetik oder auch Selbstbestimmung. Doch so harmlos das kleine Schmuckstück auch erscheinen mag: Das Durchstechen von Haut oder Knorpel ist ein körperlicher Eingriff, der mit Risiken verbunden sein kann. Wer über ein Piercing nachdenkt, sollte sich daher gut informieren – nicht nur über die gewünschte Stelle, sondern auch über gesundheitliche Aspekte, Heilungsprozesse und mögliche Komplikationen.

Medizinischer Eingriff mit Risiken

Ein Piercing zählt grundsätzlich nicht zu den rein kosmetischen Eingriffen, sondern stellt eine gezielte Körperverletzung, bei der Haut oder Knorpelgewebe durchstochen wird, dar. Für die meisten Menschen steht jedoch der ästhetische Aspekt im Vordergrund.

Damit ein solcher Eingriff dennoch möglichst komplikationsfrei verläuft, ist eine professionelle und hygienische Umgebung unerlässlich. Leider gibt es keine gesetzlich vorgeschriebenen Standards oder Qualifikationen für Piercer:innen in Deutschland. Umso wichtiger ist es, sich vorab genau zu informieren und gegebenenfalls Empfehlungen einzuholen.

Wundheilung und Infektionsrisiken

Wie bei jeder offenen Wunde besteht auch bei einem Piercing die Gefahr einer Infektion. Besonders riskant sind Stellen mit schlechter Durchblutung (z. B. Knorpel im Ohr) oder Bereiche, die ständig Reibung oder Druck ausgesetzt sind. Erste Anzeichen für eine Infektion sind:

  • Rötung
  • Schwellung
  • Überwärmung
  • Schmerzen
  • Eiterausfluss

In schweren Fällen kann es zu Abszessen oder sogar zur Ausbreitung der Entzündung kommen. Um das zu verhindern, ist eine konsequente Nachsorge und Hygiene entscheidend. Dazu gehören:

  • regelmäßiges Reinigen mit geeigneten Wundpflegemitteln
  • Vermeidung von Kontakt mit Schmutz, Kosmetika oder chlorhaltigem Wasser
  • kein Wechseln des Schmucks in den ersten Wochen

Allergien und Materialunverträglichkeiten

Nicht jedes Material ist für Piercings geeignet. Besonders problematisch sind Schmuckstücke mit hohem Nickelanteil, da Nickel ein häufiger Auslöser von Kontaktallergien ist. Symptome können Juckreiz, Rötungen, Bläschen oder eine chronische Reizung der Einstichstelle sein. Empfehlenswerte Materialien für Erstpiercings sind:

  • Titan (Grade 23)
  • Chirurgenstahl (316L), wenn nickelarm
  • PTFE (biokompatibler Kunststoff)

Vor dem Piercen sollte in Zweifelsfällen ein Allergietest durch den Hausarzt bzw. die Hausärztin oder einen Dermatologen bzw. eine Dermatologin erfolgen. Eine große Auswahl an gut verträglichem Schmuck bietet zum Beispiel ein spezialisierter Piercing Shop.

Mechanische Komplikationen

Ein Piercing ist täglich mechanischer Belastung ausgesetzt: durch Kleidung, Bewegung, Schlaf oder unbewusste Berührung. Gerade im Heilungsprozess kann dies zu folgenden Problemen führen:

  • Herausrutschen des Schmucks
  • Einwachsen in die Haut
  • Reizgranulome (gutartige Gewebewucherung)
  • Risse bei zu kurzem Stab oder zu viel Spannung

Ein korrekt angepasstes Piercing mit ausreichender Länge sowie regelmäßige Kontrolle durch eine(n) erfahrene(n) Piercer:in kann helfen, diese Risiken zu minimieren.

Systemische Gesundheitsrisiken

In seltenen Fällen kann ein Piercing sogar systemische Folgen haben. Dazu gehören:

  • Blutvergiftung (Sepsis) bei unbehandelten Infektionen
  • Hepatitis– oder HIV-Übertragung bei mangelhafter Sterilisation
  • Zahnschäden durch orale Piercings (z. B. Zungenpiercing)
  • Dauerhafte Nervenschäden bei falsch gesetzten Piercings

Hier zeigt sich: Die Auswahl eines seriösen Studios mit hohen Hygienestandards ist keine Nebensache, sondern essenziell für die eigene Gesundheit.

Psychologische und soziale Aspekte

Piercings sind oft Ausdruck von Identität, Zugehörigkeit oder Abgrenzung. Doch auch soziale Auswirkungen sollten bedacht werden. In konservativen Berufsfeldern oder bei Vorstellungsgesprächen können sichtbare Piercings noch immer kritisch gesehen werden. Ein bewusster Umgang mit der eigenen Motivation und eine realistische Einschätzung des sozialen Umfelds sind daher sinnvoll.

Beratung ist das A und O

Vor dem Piercing empfiehlt sich ein Gespräch mit dem Piercingstudio – aber auch mit Ärzten und Ärztinnen, insbesondere bei Vorerkrankungen, Autoimmunerkrankungen, Diabetes oder Gerinnungsstörungen. Eine gute Beratung sollte neben Pflegehinweisen auch auf Risiken, Alternativen und langfristige Konsequenzen eingehen.

Fazit

Piercings können eine Bereicherung sein – individuell, körperlich und emotional. Doch sie sind kein modisches Accessoire ohne Nebenwirkungen. Wer sich gut informiert, auf Hygiene achtet und qualitativ hochwertigen Schmuck verwendet, kann die Risiken erheblich reduzieren und sich langfristig an seinem Piercing erfreuen.

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