Können Dating-Apps wirklich zur wahren Liebe führen?

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Dating Apps und wahre Liebe

Onlinedating war vor 5 Jahren noch stark stigmatisiert. Nur unattraktive Nerds, die sich schwer tun, mit dem anderen Geschlecht in der Realität zu kommunizieren, seien auf solchen Portalen zu finden – so lautete zumindest die einschlägige Meinung. Heute nutzt fast jeder – auch Top-Models und Fußballstars – Plattformen wie Tinder, Parship oder Match.com in der Hoffnung, im Liebeslotto gewinnen zu können. Viele sehen diese Apps als effizienten Weg, eine möglichst große Bandbreite an Menschen kennen zu lernen, ohne dabei unzählige Stunden in Bars zu verbringen. Aber verläuft die Nutzung solcher Apps und Webseiten wirklich ohne Konsequenzen, oder birgt diese vermeintlich harmlose “Wegwischkultur” auch Tücken wie beispielsweise gravierende psychologische Folgen?

Große Versprechen

Viele Anbieter wie Match.com behaupten, ihre Ergebnisse mit Hilfe von wissenschaftlichen Formeln zu produzieren. Parship wurde angeblich vom Psychologen Hugo Schmale, Emeritus der Universität Hamburg, mitentwickeln. Auf der Parship Website steht dementsprechend folgendes über Schmale: “Als Mitgründer von Parship erforscht er seit über 40 Jahren, was eine glückliche Partnerschaft ausmacht”.

Doch Eli Finkel und seine Kollegen an der Northwestern University haben eine Studie im Magazin “Psychological Science in the Public Interest” publiziert, in der sie bezweifeln, dass mathematische Formeln zwei Singles tatsächlich zu einer langfristigen Beziehung führen können. Finkel hinterfragt, ob solche Methoden wirklich genügend Informationen haben können, um glaubhafte Vorhersagen machen zu können. Studien hätten eher darauf hingedeutet, dass die Art der Kommunikation zwischen zwei Menschen, die eine Meinungsverschiedenheit haben, viel mehr die langfristigen Überlebenschancen einer Beziehung ausmacht als die meisten anderen Faktoren. Da sich die Algorithmen dieser Anbieter auf Informationen stützen, die aus einer online-Befragung stammen, ist es nicht möglich, Daten über die Kommunkationsgewohnheiten des potentiellen Paars vorher zu erheben.

Darüber hinaus ist Finkel skeptisch gegenüber den Matching-Algorithmen dieser Anbieter, weil sie ihre Methoden nie veröffentlichen (mit der Begründung: Diese seien Geschäftsgeheimnisse). Die allgemein bekannten Prinzipien dahinter, so Finkel, seien trotzdem nicht geeignet, die Lebensdauer einer Beziehung zu prognostizieren. Selbst Doreen Schlicht, Sprecherin von Parship, gestand, dass der Erfolg einer Beziehung wesentlich von äußeren Faktoren wie einer Jobkündigung abhängig ist. „Generell ist Partnerschaftserfolg schwierig zu messen…Hier besteht Forschungsbedarf,“ sagte sie dem Spiegel Online.

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Widersprüchliche Erwartungen

Eine Studie der privaten Hochschule Fresenius legte offen wie unterschiedlich die Erwartungen von Männern und Frauen auf Datingportalen sind. Im Zuge dessen nahmen 817 Probanden, die sich mit ihrer Tinder-Nutzung auseinandergesetzt haben, an der Online-Befragung teil (65 Prozent von ihnen waren weiblich). Frauen suchten tendenziell einen festen Partner während Männer häufiger nur eine sexuelle Befriedigung wollten. Auch wie beide Geschlechter Erfolg messen ist anders: Frauen fühlen sich durch die Anzahl der Matches bestätigt. Männer hingegen zählten sexuelle Begegnungen.

Aber…

Toma und Mina Choi haben durch ihre Studie “Mobile Media Matters” festgestellt, dass Dating-Apps doch in einer Hinsicht zur Bildung von gesunden Beziehungen beitragen können. Denn Paare, die häufig miteinander kommunizieren, haben in der Regel eine gesunde Beziehungen, was generell der Fall in App-Romanzen ist.

Dazu räumte Choi ein, dass Apps auch negative Folgen haben können, da sie dem Nutzer den Eindruck geben, unendliche Möglichkeiten zu haben. Damit ist es leicht anzunehmen, man hätte immer eine bessere Option, wenn man nur weiter suchen würde und, dass man eventuell deswegen nicht so viel Energie in die aktuelle Beziehung stecken muss. So waren zum Beispiel Menschen, die mit nur 6 Optionen konfrontiert wurden, generell zufriedener als diejenigen, die 24 potentielle Matches zur Wahl hatten.

Welche Erfahrungen haben Sie mit Dating-Apps gemacht? Konnten Sie über diesen Weg die große Liebe finden, oder waren das alles nur leere Versprechen?

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