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Es ist kein Geheimnis, dass eine Praxis, die einen hohen Anteil an Privatversicherten anlockt, mehr Geld macht. Ein Privatpatient bringt einem Hausarzt beispielsweise mehr als das Doppelte von dem, was ein Kassenpatient einbringt. Radiologen können sogar fast den dreifachen Satz abrechnen. Insofern sind die Anreize offensichtlich. Doch das Problem ist, dass es nur wenige privatversicherte Patienten gibt. Von den 70,3 Millionen Menschen in Deutschland, die 14 Jahre oder älter sind, gehören 8,3 Prozent zur “Elite-Gruppe” der Privatpatienten. Dementsprechend ist die Konkurrenz um sie relativ stark – wer sie für seine Praxis gewinnen möchte, muss erstens: die Zielgruppe verstehen und zweitens: das Praxismarketing nach ihren Bedürfnissen ausrichten.

Wer sind sie?

Privatpatienten sind eine vielfältige Zielgruppe, jedoch gibt es ein paar Punkte, die sie vereinen. In der Regel haben sie eine etwas andere Wahrnehmung von Gesundheit und Krankheit als Kassenpatienten. Ebenso sind sie generell differenzierter bei der Nutzung von Arzneien oder dem Besuch von Therapien.

Die genauen Zahlen werden vom Verband der Privaten Krankenversicherungen runter gebrochen: Ca. 85 Prozent der Beamten, 45 Prozent der Selbstständigen und nur 9 Prozent der Arbeitnehmer nutzen eine private Krankenversicherung. Die Mitgliederstruktur innerhalb der privaten Krankenversicherung ist wie folgt:

Beamte und Pensionäre 42 %
Nichterwerbstätige (inkl. Kinder) 19,9 %
Selbstständige 15,7 %
Angestellte 11,6 %
Rentner 7,5 %
Studenten 2,9 %
Arbeitslose 0,2 %

Was heißt das für mein Marketing?

Aus diesen Zahlen lässt sich schon eine grobe Marketingstrategie skizzieren. Es gilt offensichtlich zu schauen, welche Kanäle den größten Block (Beamte) erreicht. In diesem Sinne kämen Werbekampagnen in Fachmagazinen, Fachportalen, Vereinen, Verbänden oder anderen Clubs in Frage.

Um Selbstständige oder wohlhabende Führungskräfte zu erreichen, sind vielleicht andere Wege besser. Networking-Events, Interessensgemeinschaften, Vereine oder B2B Zeitschriften würden sich da empfehlen. Sponsoring oder aktives Engagement in Form von Vorträgen oder Gastbeiträgen auf angesehenen Blogs wären weitere Optionen. Im folgenden Beitrag finden Sie weitere Tipps, wie Sie Privatpatienten verstärkt auf Ihre Praxis aufmerksam machen können.

Tipp 1: Location Location Location

Kaum ein anderer Faktor wird Ihren Kundenstamm so stark beeinflussen wie der Standort. Wenn Sie gerade eine neue Praxis gründen, dann liegt es in Ihrem Sinne, einen Ort auszusuchen, der sich in der Nähe von kaufkräftigen Menschen befindet. Jeder, egal wie arm oder reich, sucht zuerst in seiner Nähe nach medizinischer Versorgung – nur, wenn die Qualität anderswo besser ist, nehmen Leute weite Anfahrten auf sich. Dabei ist es wichtig, nicht nur die aktuelle Lage zu betrachten, sondern auch die Entwicklung in den nächsten Jahren zu bedenken. Sind eventuell neue Gebäude in der Gegend geplant? Das könnte alles einen Einfluss auf den Fußverkehr vor der Praxis haben. Für die Ärzte, die sich bereits an einem Ort etabliert haben, ist eine Umstellung natürlich viel umständlicher. Wer aber ernsthaft den Anteil an Privatpatienten erhöhen möchte kommt meistens an der Frage des Standorts nicht vorbei.

Tipp 2: Qualität – Das A und O

Da Privatpatienten mehr zahlen, erwarten sie natürlich auch mehr von einer Praxis. Das bedeutet, dass jeder Aspekt Ihrer Leistung diesen Erwartungen gerecht werden muss. Zertifizierungen, die auf der Webseite stehen, können Vertrauen aufbauen, aber sobald der Patient durch die Tür kommt muss alles – vom Empfang bis zur Abrechnung – reibungslos funktionieren.

Besonders wichtig ist die Terminbuchung. Heutzutage rechnen Patienten beispielsweise damit, dass sie einen Termin online buchen können. Wer diese Leistung noch nicht anbietet, kann sich leicht bei arzttermine.de Hilfe holen.

Tipp 3: Kooperationen eingehen

Kooperationen mit anderen Ärzten oder medizinischen Fachleuten wie Hebammen, Ernährungsberatern, Physio- und Psychotherapeuten können gute Quellen für Empfehlungen sein. Darüberhinaus bieten Sie Patienten einen umfangreichen Service an, was viele neue Patienten anspricht. Insofern lohnt es sich, Zeit und Mühe in neue Kooperationen zu investieren. Langfristig wird sich das auszahlen.