Am 16. März 2018 strömen wieder zahlreiche Ärzte nach Moskau. Sie werden dort allerdings nicht nur unter sich sein. Auch zahlreiche Marketingprofis sind vertreten. Zum zehnten Mal in Folge versammeln sie sich bei der sogenannten Medshow — eine Fachmesse für „Medizintourismus aus Russland“. Deutschland ist nur eins der 16 Länder, die dort vertreten sind — Länder, die sich über zwei Tage in verschiedensten Vorträgen, Workshops und Seminaren den reichsten Russen vorstellen wollen. Zu ihren Angeboten gehören Dienstleistungen aus der Onkologie, Zahnmedizin, minimalinvasiven Chirurgie sowie plastischer und ästhetischer Chirurgie.

Dass diese Art von Veranstaltung existiert ist nur eine Manifestation des boomenden Markts des Medizintourismus. Schon 2013 ließen sich rund 241.000 ausländische Patienten stationär oder ambulant in der Bundesrepublik behandeln. Sie spritzten ca. 1,2 Mrd. Euro ins deutsche Gesundheitssystem. Das mag sich etwas gering anhören — gemessen an den 19 Millionen stationären inländischen Patienten, die 78 Mrd. Euro jährlich ausgeben. Doch wenn man bedenkt, dass jeder Patient auch Geld für Transport, Übernachtungen, Einkäufe usw. ausgibt, ergibt sich eine volkswirtschaftlich durchaus attraktive Situation für deutsche Unternehmer.

Des Weiteren sind die internationalen Patienten nicht nur wegen der direkten Einnahmen wichtig. Sie füllen nämlich einige Lücken im Gesundheitssystem. Sie helfen beispielsweise bei Rehabilitationseinrichtungen, freie Kapazitäten auszulasten oder verbessern die Fallzahlen bei Forschungsinitiativen an Patienten mit seltenen Erkrankungen. In Städten, wo es eine hohe Anzahl an Kliniken gibt (wie Berlin, München, Köln/Bonn) spielen sie diesbezüglich eine entscheidende Rolle.

Angesichtes des Potentials dieser Patienten ist es verständlich, dass sich einige Ärzte mittlerweile fragen, wie sie diesen Medizintouristen am Besten bedienen. Doch bevor man diese Frage beantworten kann, müssen wir mehr über die Patienten wissen.

Woher kommen Medizintouristen genau?

Laut einer Befragung des Leading Medicine Guide stammen die meisten Patienten aus russischsprachigen Regionen. Im Detail sind die genauen Herkunftsländer ziemlich bunt gemischt: Die Mehrheit kommt aus Russland (65 Prozent), gefolgt von der Ukraine (17 Prozent) und Kasachstan (10 Prozent). Ein viel kleinerer Anteil stammt aus Azerbaijan, Weißrussland und Armenien.

Darüber hinaus kommen auch viele Privatpatienten aus arabisch sprechenden Ländern. 16 Prozent der Medizintouristen sind in Libyen zu Hause, gefolgt von Algerien (13 Prozent) und Saudi Arabien (12 Prozent).

Wie viel geben Medizintouristen aus und wofür?

Wie erwähnt belaufen sich die geschätzten Erlöse jährlich auf ca. eine Milliarde Euro. Interessant für Ärzte ist wie diese Zahl heruntergebrochen wird. Mehr als 59 Prozent der Patienten gibt mehr als 10 000 Euro im stationären Sektor aus. Bei 25 Prozent der Privatpatienten liegt die Zahl zwischen 5 000 – 10 000 Euro.

Die beliebtesten Fachbereiche sind:

  • Orthopädie
  • innere Medizin
  • Kardiologie
  • und Unfallchirurgie.

Die Nachfrage im Fachbereich innere Medizin wächst besonders stark. Alleine zwischen 2011 und 2013 stiegen die Anfragen um 12,2 Prozent.

Was heißt das für meine Marketingstrategie?

Aus diesen Statistiken lassen sich eine Marketingstrategie schon grob skizzieren. Wer seine Praxis für Medizintouristen zugänglich machen will, sollte eine russisch- und arabisch-sprachige Website erstellen. Da Besucher sich vorab im Internet über Ärzte erkundigen, kann es sich zusätzlich lohnen, in Google Adwords in der relevanten Sprache zu investieren.

Sind Sie Spezialist für Unfallchirurgie oder eine der anderen beliebten Fachbereiche unter ausländischen Patienten, dann sollten Sie besonders über Landing Pages nachdenken, die diese Patienten abholen.

Fazit: Medizintouristen stellen eine gute Gelegenheit für deutsche Ärzte da, um ihre Dienstleistungen einem größeren Markt zur Verfügung zu stellen. Und Sie? Werden Sie teilnehmen oder zuschauen?