E-Rezept: Alles, was Sie zum elektronischen Rezept wissen müssen

0
E-Rezept: Alles, was Sie zum elektronischen Rezept wissen müssen
© Pexels - pixabay.com

Seit dem 1. Januar 2022 löst das neue E-Rezept langsam das klassische rote Papierrezept in einer Testphase ab. Das entlastet die Umwelt und bringt für Patienten einige Vorteile. Allerdings kann die Umstellung gerade für ältere Patienten Schwierigkeiten mit sich bringen.

Aktuell befindet sich das E-Rezept noch in der Testphase. Viele Praxen probieren die neue Rezeptart aus und viele lokale und digitale Apotheken rüsten entsprechend um. Das E-Rezept ist eine wichtige Ergänzung der von vielen Patienten gewünschten digitalen Sprechstunde.  

Wie sieht das E-Rezept aus?

Patienten, die das E-Rezept nutzen möchten, benötigen hierfür eine kostenlose App auf ihrem Smartphone. Nach seinem Arztbesuch oder in einer Digitalsprechstunde erhält der Patient hier sein Rezept mit einem Code. Während des Übergangs ist zusätzlich ein Ausdruck damit möglich. Durch den Code lässt sich das Rezept später in einer Online-Apotheke oder regionalen Apotheke einlösen. Gerade das Einlösen in der Online-Apotheke ist dabei barrierefrei und schnell.

Was bietet die App für das E-Rezept?

Die App soll in der nahen Zukunft weitere Funktionen bieten:

  • So sollen dort beispielsweise direkt Hinweise zu den verschriebenen Medikamenten zu finden sein.
  • Die Häufigkeit der Einnahme und wichtige Punkte rund um die Einnahme soll der Patient dort in Zukunft ebenso finden wie die Beipackzettel.
  • In der App enthalten ist eine Standortkarte. Dort kann der Patient sehen, in welcher Entfernung sich welche Apotheke befindet.
  • Zusätzlich soll es bei einer Abfrage möglich sein, zu sehen, welche Apotheke die Medikamente vorrätig hat.

Was ist ein Token?

Im Zusammenhang mit dem E-Rezept fällt der Begriff des Token. Dahinter verbirgt sich ein individueller Zugangscode, der das E-Rezept absichert. Nur mit diesem Code kann auf die Daten zugegriffen werden. Diese Technologie bedeutet aber auch, dass nur Smartphones mit einem Chip für die sogenannte NFC-Technologie die App nutzen können. Ältere Smartphones können die App nicht nutzen.

Arzttermine.de Online Termine buchen

Was ist die NFC-Technologie?

Die Abkürzung steht für Near Field Communication und ist ein Übertragungsstandard zum kontaktlosen Austausch von Daten. Mit NFC lassen sich über eine maximale Entfernung von vier Zentimetern Geräte vernetzen, unterschiedliche Prozesse steuern oder ganz schlicht sicher ein Link aufrufen. Es ist die Technik, die beim kontaktlosen Bezahlen genutzt wird.

Wie steht es um die Sicherheit des E-Rezeptes?

In der Testphase des E-Rezeptes sollen Risiken ausgeräumt werden. Dazu gehört beispielsweise das Makelverbot, was bedeutet, dass Patienten sich ihre Apotheke weiterhin frei aussuchen können und sie ihnen nicht zugewiesen wird. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist, dass die Rezepte ausschließlich in der App gültig sind und nur über diese ein Zugriff möglich ist. Der Server dieser App steht in Deutschland und untersteht den lokalen Gesetzen rund um die Datensicherheit. Um die Rezepte digital zu bearbeiten, benötigen Mediziner und Apothekerinnen eine Sicherheits-Hardware und einen elektronischen Ausweis. Bei der Sicherheits-Hardware handelt es sich um eine staatlich zertifizierte Hardware.

Aktuell darf jedes E-Rezept nur ein Arzneimittel enthalten.

Diese Auflage wird vermutlich nach der Testphase zur besseren Nutzbarkeit verändert werden. Die wichtigsten Angaben zu den Medikamenten müssen enthalten sein. Das sind beispielsweise:

  • Anzahl der Packungen
  • Handelsnummer
  • PZN

Sollte ein Wirkstoff verordnet werden, müssen die folgenden Angaben auf dem Rezept enthalten sein:

  • Anzahl der Packungen
  • Einheit
  • Stärke
  • Wirkstoff

Was sind die Vorteile des E-Rezeptes?

Umweltfreundlich

Mit dem E-Rezept wird das Einsparen von Papier in Deutschland unterstützt. Allein im Jahr 2020 wurden in Deutschland laut Umweltbundesamt 219 Kilogramm Papierprodukte verbraucht. Um die Umwelt zu entlasten, ist ein Umdenken notwendig. Auch wenn jedes Rezept für sich kaum ins Gewicht fällt, lohnt sich das Einsparen eines Großteils der Rezepte.

Keine Verluste

Viele Praxen beklagen immer wieder: Den Patienten gehen die Rezepte verloren. Gerade nicht sofort eingelöste Rezepte verschwinden in den Taschen und auf den Wegen. Teilweise sind Rezepte durch den Transport unlesbar. So kommt es zu mehr Aufwand für die Praxen und zu einem höheren Papierverbrauch.

Barrierefreiheit

Das E-Rezept lässt sich online leichter einlösen als das klassische Rezept. Das erleichtert das Einlösen gerade in ihrer Mobilität eingeschränkten Menschen. Sowohl es für diese Menschen das Einlösen beschleunigt. Rezeptpflichtige Rezepte in einer Online-Apotheke zu erhalten, war zuvor deutlich langwieriger. Mit dem Code des E-Rezepts kann die Versandapotheke das Medikament direkt versenden.

Entlastung für pflegende Angehörige

E-Rezepte werden in einer App geführt. Hierüber können beispielsweise pflegende Angehörige einen Überblick über die Medikamente erhalten. Sie behalten digital einen Überblick, wann welches Rezept eingelöst wurde, und können so auch notwendige neue Rezepte besser im Blick behalten. Durch Online-Apotheken können sie auch über örtliche Entfernung die Versorgung sicherstellen.

Pflegende Angehörige behalten mit der App einen Überblick. Foto: © sabinevanerp – pixabay.com

Testphase nur für gesetzlich Versicherte

Das E-Rezept lässt sich nur von gesetzlich Versicherten nutzen. Bei Privatrezepten fehlen aktuell noch sowohl die gesetzliche Grundlage als auch die technische Infrastruktur. Auch auf Seiten der Apotheken sind offene Fragen. Bisher konnten sie die Arzneimittelabgabe bei den Privatpatienten auf dem blauen Rezept quittieren, welches die Patienten wiederum zur Abrechnung bei ihrer privaten Krankenversicherung einreichen.

Die technischen Vorgaben für das digitale blaue Rezept sind bisher noch nicht ausgereift.

Sobald dies der Fall ist, würde auch die Abrechnung des Privatpatienten mit seiner Versicherung digital laufen. In diesem Bereich fehlen aktuell noch wichtige Schnittstellen, die das Verfahren lückenlos nutzbar machen würden. Trotzdem sollen auch Privatpatienten mit dem bundesweiten Start des E-Rezeptes die neue Technik nutzen können.

Warum ein Testprojekt?

Der aktuelle Testlauf soll einen fehlerfreien Start für das E-Rezept in Deutschland sichern. Probleme für Nutzer sollen sich in dieser Testphase zeigen und behoben werden. Zudem können sich beim Probieren auch weitere Ideen zur Innovation zeigen. Deutschland kann zusätzlich auf die Erfahrungen von Ländern zurückgreifen, die bereits mit einem E-Rezept arbeiten. In Dänemark gibt es bereits eine gegen Datenmissbrauch speziell gesicherte Gesundheitscloud. In Deutschland ist ein solches Verfahren vorgesehen.

Schritt zur elektronischen Patientenakte

Das E-Rezept ist ein entscheidender Schritt in die Richtung hin zu einer elektronischen Patientenakte und zur Telemedizin. Die elektronische Patientenakte in der Cloud würde Medikationspläne sowohl für behandelnde Ärzte als auch Apotheker und Patient beziehungsweise berechtigte Angehörige einsehbar machen. Auch die entscheidenden Informationen rund um die Gesundheit des Patienten würden sich in einem letzten Schritt digital in der Cloud befinden. Sie könnte in Online-Sprechstunden der Diagnose und Beratung dienen und erleichtert den sicheren Austausch zwischen verschiedenen behandelnden Ärztinnen und Ärzten.

Keine Kommentare

Kommentieren Sie den Artikel