Cannabis als Medizin – ein vielseitiger Gesundmacher

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Cannabisblüten werden bis heute in der Schulmedizin eingesetzt. - ©Fukume – stock.adobe.com generative ai.

Hanf ist eine alte Kulturpflanze, deren heilende Inhaltsstoffe schon lange bekannt sind. In Deutschland wurde es ebenfalls lange als Medizin genutzt, ehe es weltweit verboten wurde. Erst seit 2017 können Ärzte und Ärztinnen medizinisches Cannabis hierzulande wieder verschreiben.

Fast 5.000 Jahre alte Tradition

Zum ersten Mal wurden die Wirkstoffe von Cannabis wahrscheinlich etwa 2.700 vor Christus in China zur Heilung eingesetzt. Die Medizin im Reich der Mitte gilt als das älteste ganzheitliche Gesundheitssystem der Menschheit. Von hier kam das Wissen zu anderen Hochkulturen, etwa nach Ägypten und Indien. Später gewann es unter dem Begriff Haschisch auch als Rauschmittel Bedeutung. Bis in den Anfang des 20. Jahrhunderts wurde Cannabis in Europa in der Schulmedizin rege genutzt.

Bereits Ende des 19. Jahrhunderts kam allerdings Kritik an der Heilpflanze auf. Die Möglichkeit, das Kraut als Droge zu verwenden, führte letztendlich zum Verbot von Cannabis. Parallel beklagten Ärzte und Ärztinnen zunehmend, dass sie den Wirkstoff nicht genau einstellen können. Der Grund lag darin, dass damals die Zusammensetzung der Pflanze noch nicht bekannt war. Es kamen moderne Arzneimittel auf den Markt, die das traditionelle Verfahren ablösten. Erst im neuen Jahrtausend wurde Hanf als Medikament wiederentdeckt. Die Inhaltsstoffe und seine Wirkweise sind inzwischen bekannt, was eine zielgerichtete Verordnung ermöglicht. Seit 2017 ist medizinisches Cannabis in Deutschland zugelassen.

Cannabis auf Rezept

Inzwischen sind 113 verschiedene Wirkstoffe in der Hanfpflanze bekannt. Sie finden in der Medizin für die Linderung und Heilung von verschiedenen Erkrankungen Verwendung. Medizinisches Cannabis enthält THC, weshalb es verschreibungspflichtig ist. Es fällt unter das Betäubungsmittelgesetz. Für die Medizin bietet es zahlreiche Therapieansätze, weshalb immer mehr Ärzte und Ärztinnen die Cannabinoide verschreiben. Rechtlich gesehen dürfen alle Mediziner:innen medizinisches Cannabis verschreiben. Nur Zahn- und Tierärzte bzw. -ärztinnen sind ausgeschlossen. Bei Kindern werden die Substanzen mit äußerster Vorsicht angewandt, weil sie das junge Gehirn schädigen können.

Neben THC enthält medizinisches Cannabis auch CBD, das keine berauschende Wirkung hat und deshalb auch als CBD-Öl frei erhältlich ist. In ersten Studien bewies das Medizinprodukt einen positiven Effekt bei:

  • chronischen Schmerzen
  • begleitend zu einer Chemotherapie, um Übelkeit und Erbrechen zu lindern
  • Muskelkrämpfen oder der Lähmung der Beine bei Multipler Sklerose

Ferner kann beispielsweise bei einer HIV-Infektion ein Gewichtsverlust vermieden werden. Studien zeigten, dass Cannabis-Produkte in diesen Fällen die Erfolge einer Therapie unterstützen können. Allerdings ersetzen die Präparate die anderen Medikamente nicht.

Cannabis ist eine der ältesten Kulturpflanzen der Welt, trotzdem ist vieles noch nicht bekannt. Die Studien über die Wirksamkeit stehen noch am Anfang, sodass es vielleicht in Zukunft für noch mehr Therapien angewendet werden kann. Ein Beispiel ist die Behandlung einer seltenen Epilepsie, für die Cannabidiol explizit zugelassen ist. Über die Wirksamkeit fehlen jedoch noch aussagekräftige klinische Studien.

Einige Wirkstoffe

Die Cannabinoide CBD und THC sind der Öffentlichkeit am meisten bekannt. Sie docken an das körpereigene Endocannabinoid-System, das zum Nervensystem des Menschen gehört. Es wird von Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen gern als natürliches Anti-Stress-Zentrum bezeichnet. Hier werden Schmerz, das Immunsystem und der Appetit reguliert. Der Schlafrhythmus und Angstzustände werden hier ebenfalls gesteuert. Cannabinoide aus der Hanfpflanze können dabei unterstützend wirken.

Ferner haben Wissenschaftler:innen in der Pflanze mehr als 200 Terpene gefunden. Sie sind für den Duft verantwortlich. Über ihre medizinische Wirksamkeit gibt es noch keine aussagekräftigen Studien. Vermutet wird eine positive Wirkung der als ätherische Öle vorkommenden Substanzen. Flavonoide schützen die Pflanze vor Umwelteinflüssen und bilden Farbstoffe. Auf den menschlichen Organismus haben sie eine antioxidative Wirkung. Zudem binden sie freie Radikale. Möglicherweise können sie auf diese Weise sogar einer Krebserkrankung vorbeugen.

In Deutschland erhältliche Cannabis-Mittel

In der Apotheke gibt es fertige Medikamente, die auf der Basis der Wirkstoffe Nabilon und Nabiximols basieren. Sie sind als Kapseln oder Mund-Spray erhältlich. Dronabinol ist eine Substanz, der als Rezeptur-Arzneimittel zum Einsatz kommt. Die Apotheke stellt das Präparat individuell her. Meist sind es ölige Tropfen, welche die Patienten und Patientinnen einnehmen. Zudem gibt es getrocknete Blüten oder einen Pflanzenextrakt, die erhitzt werden müssen. Normalerweise wird dafür ein Verdampfer verwendet.

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