Mit SAD-Lampen gegen Winterdepression

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Mit SAD Lampen gegen den Winter

Wenn die Tage kürzer und das Wetter trüber werden, sinkt auch oft der allgemeine Gemütszustand. Es ist gar nicht so leicht, bei wochenlang grauem Himmel die sommerliche Leichtigkeit im Gemüt zu wahren. Viele Menschen kennen diesen Winterblues, wenn das schlechte Wetter auf die Stimmung schlägt. Auch Symptome wie ein übermäßiges Schlafbedürfnis ohne sich anschließend ausgeruht zu fühlen und Heißhunger auf Süßes sind den Meisten nicht unbekannt und zunächst auch kein Grund zur Sorge. Problematisch wird es, wenn die Lebensqualität langfristig leidet. Wird die Antriebslosigkeit lähmend und die Gefühle reichen von niedergeschlagen bis hin zu traurig, dann spricht man von einer Winterdepression.

Diese saisonbedingte Depression tritt hauptsächlich in den Herbst- und Wintermonaten auf und wird im ICD-10 Katalog  (Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme) den immer wiederkehrenden depressiven Störungen zugeordnet. Die Winterdepression unterscheidet sich von anderen Formen der Depression in deren Symptome, denn Betroffene von saisonal unabhängigen Depressionen leiden eher an Schlaflosigkeit, Appetitverlust und einer damit einhergehenden Gewichtsabnahme.

Hormonelle Veränderungen im Winter

Schuld an der Traurigkeit im Winter kann die geringe Lichtaufnahme und damit verbundene Drosselung der Serotoninbildung und -ausschüttung sein. Das Glückshormon ist unter anderem verantwortlich für eine gut eingestellt, innere Uhr. Wird dieses innere Gleichgewicht aus dem Takt gebracht, kommt es zu einer vermehrten Melatoninausschüttung – ein Hormon, das unter anderem den Schlafrhythmus regelt und müde macht.

Schwermut in der Antike

Die Winterdepression ist bereits seit der Antike bekannt. Auch der deutsche Psychiater Wilhelm Griesinger und sein französischer Kollege Jean-Étienne Esquirol schrieben vor bereits 150 Jahren über die „tiefe Schwermut“, die sich im Winter einstellt und im Frühjahr in die Manie übergehe. Vor 20 Jahren erstellte das National Institute of Mental Health (NIMH) in den USA diagnostische Kriterien zur Winterdepression, die in die Klassifikation der American Psychiatric Association (APA) und das DSM-Manual eingingen.

Maßnahmen gegen den Winterblues

Sollten Betroffene Symptome einer Winterdepression feststellen, ist es ratsam, zunächst einen Arzt aufzusuchen. Des Weiteren wird empfohlen, viel und oft draußen zu sein. Spaziergänge in der Mittagspause und größere Touren am Wochenende können helfen, dem Stimmungstief entgegen zu wirken. Auch wenn der Himmel bewölkt ist, bietet er immer noch mehr Helligkeit als gewöhnliche Zimmerlampen. Dabei ist es ratsam, öfter in den Himmel zu schauen, um das Licht besser an die Augen gelangen zu lassen.

Der Forscher Martin Grunwald aus Leipzig rät außerdem zu Kuscheleinheiten gegen die schlechte Stimmung. Eine zehnminütige Massage zum Beispiel sei bereits ausreichend, um den Zeiger am Stimmungsbarometer nach oben schnellen zu lassen. Der Masseur muss dabei nicht professionell sein. Eine Massage durch sich selbst hat hingegen nicht den gleichen Effekt. Durch die Berührung einer anderen Person werden im Gehirn Hormone und Neurotransmitter ausgeschüttet, die sich positiv auf den körperlichen Zustand auswirken, teilt der Experte der medizinischen Fakultät der Leipziger Universität mit. Auch Sport und Bewegung im Allgemeinen stehen auf der Liste der Dinge, die bei Winterdepressionen helfen können.

Die Therapie mit SAD-Lampen


Bei einem stark empfundenen Winterblues kann die Therapie mit sehr hellen Lampen helfen. Diese speziellen Leuchten haben eine extreme Helligkeit von bis zu 10.000 Lux, nicht zu vergleichen also mit herkömmlichen Zimmerlampen, die eine Helligkeit von bis zu 500 Lux aufweisen (ein Lux entspricht der Helligkeit einer Kerze). UV-Strahlung und Blaulichtanteile werden in den Therapielampen herausgefiltert und können so direkt in die Augen gestrahlt werden.

Patienten wird geraten, täglich eine halbe bis zwei Stunden nach dem Aufstehen eine Bestrahlung mit dem hellen, fluoreszierenden Licht vorzunehmen, beispielsweise beim Frühstück. Dabei darf ruhig gegessen und in Ruhe die Zeitung gelesen werden. Alle paar Minuten sollte aber direkt in die Lampe geschaut werden. Der Abstand sollte dabei nicht größer als 30 Zentimeter sein, denn mit steigender Entfernung vermindert sich auch die Wirkung der Strahlung. Am effektivsten ist es, jede Minute ca. 5 Sekunden direkt in die Lampe zu schauen, denn durch den regelmäßigen, intensiven Lichtreiz wird die Wirkung verstärkt.

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Weiter wird empfohlen während der Anwendung ausreichend zu trinken, da das gesamte Stoffwechselsystem durch die Lichteinwirkung aktiviert wird. Es sollte also ausreichend Tee, Wasser oder Ähnliches bereitgehalten werden. Eine Anwendung in den Abendstunden bringt zwar ebenfalls eine Verbesserung der Stimmung mit sich, kann sich aber störend auf den Schlaf-Wach-Rhythmus auswirken. Die Bestrahlung sollte über einen Zeitraum von zwei bis vier Wochen erfolgen.

Schäden oder ernste Nebenwirkungen sind bei dieser Therapie sehr gering. Gelegentlich wird von trockenen Augen, leichten Kopfschmerzen und trockener Haut berichtet. Ein Abbruch der Therapie aufgrund der Nebenwirkungen kommt jedoch selten vor.  Studien zufolge hilft die Lichttherapie sogar bei der Heilung einer Major Depression, einer besonders schweren Form der Depression.

Saisonal abhängige Depressionen vom Arzt behandeln lassen


Die Behandlung einer Winterdepression kann auch durch einen Arzt erfolgen, die Kosten hierfür liegen zwischen 7 bis 15 Euro pro Sitzung. Für die Nutzung zu Hause gibt es Lichtwecker, Lichttherapiegeräte, Lichtduschen und Lichttherapiebrillen, die, laut Herstellerangaben, erschöpften, lustlosen und schlappen Menschen zu neuer Energie und guter Laune verhelfen. Die Therapie mit hellem Licht wird auch „natürliches Antidepressivum“ genannt. Die Wirksamkeit der stimmungsaufhellenden Leuchten wurde in vielen Studien mehrfach nachgewiesen und wird vom IGEL Monitor als Zusatzleistung angeboten.

Hilft die Kombination aus Bewegung und Lichttherapie nicht aus, rät der Psychiater Dieter Kunz die Diagnose zu überprüfen. Seiner Erfahrung nach kommt man dann oft nicht um die Anwendung von Psychopharmaka herum. In solchen Fällen rät er zu Antidepressiva wie Serotonin-Wiederaufnahmehemmern. Ist der Einsatz von synthetischen Mitteln unerwünscht ist, kann Johanniskraut hilfreich sein. In Bezug auf Winterdepressionen fehlen hierfür allerdings die wissenschaftlichen Belege für dessen Wirksamkeit.

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